Demenz mit Hinlauftendenz

Demenz mit Hinlauftendenz

Demenz ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Symptomen und Zuständen, die das Gehirn betreffen. Oft leiden Betroffene an Gedächtnisverlust, Sprachschwierigkeiten, Stimmungs- und Verhaltensänderungen, oder Orientierungslosigkeit. Die (Hin)lauftendenz ist ein Symptom, das bei ca. 7 von 10 Menschen mit Demenz im Laufe der Krankheit auftritt.

Was ist eine Hinlauftendenz?

Die Hinlauftendenz, auch Lauftendenz, oder Bewegungsdrang genannt bezeichnet das scheinbar ziellose Umhergehen von Menschen mit Demenz.

Früher wurde die Hinlauftendenz „Weglauftendenz“ genannt, da die Menschen oft aus Pflegeeinrichtungen „weggelaufen“ sind und danach orientierungslos weitergingen. Mittlerweile weiß man, dass sehr wohl ein Ziel dahintersteckt und die Leute entweder zu ihrem gewohnten Zuhause zurück, oder zu einem anderen bekannten Ort der Vergangenheit hinlaufen wollen (Arbeit, Treffpunkte, Stammtische).

Wie entsteht eine Lauftendenz?

Betroffen sind vorwiegend Menschen, mit fortgeschrittenem Stadium der Demenz.

Die (Hin)lauftendenz kann sich auf verschiedene Weise äußern:
Manche Menschen gehen einfach in einem Raum hin und her, während andere ihre Wohnung oder Pflegeeinrichtung verlassen und in der Umgebung umherwandern.

Das Verhalten kann zu jeder Tages- und Nachtzeit auftreten und durch eine Vielzahl von Reizen ausgelöst werden, vor allem durch Veränderungen in der Umgebung, oder ein erhöhtes Maß an Stress oder Unruhe.

Wie schlimm ist eine Hinlauftendenz?

Generell muss man unterscheiden zwischen

  • stark ausgeprägter Hinlauftendenz, bei der wirklich das Haus/Heim verlassen wird und einer
  • schwach ausgeprägter Lauftendenz, bei der vermehrt in Zimmer und Gang auf- und abgegangen wird.

Einer schwache Lauftendenz muss nichts Schlechtes sein:

Der Bewegungsdrang, der oft bei älteren Personen nicht mehr gegeben ist. Schließlich fördert die Bewegung Muskeln und Herz- Kreislaufsystem. Sofern die Person nicht zusätzlich Sturzgefährdet ist, oder kognitive Probleme hat, kann eine leichte Lauftendenz (nach Absprache mit einem Arzt) auch unbehandelt bleiben. Hierbei empfiehlt es sich Hindernisse zu entfernen und große Freiräume im Zimmer zu schaffen, um das Umherwandern so ungefährlich wie möglich zu machen.

Eine ausgeprägte Hinlauftendenz führt jedoch zu mehreren Problemen:

  • Wenn die Wohnung/das Heim alleine verlassen wird kann es durch Orientierungsschwierigkeiten dazu kommen, dass nicht mehr zurückgefunden wird und in unbekannter Umgebung umhergeirrt wird
  • Im Straßenverkehr besteht durch die Orientierungslosigkeit Gefahr für die wandernde Person und alle Verkehrsteilnehmer
  • Durch das Wandern in unbekannten Gebieten besteht erhöhte Sturz- und Verletzungsgefahr

Wie geht man am besten mit Hinlauftendenz um?

Es gibt eine Reihe von Maßnahmen und Strategien, um das Umherwandern von Menschen mit Demenz zu verhindern oder zu verringern. Diese müssen individuell ausprobiert und angepasst werden, um den bestmöglichen Wohnraum zu schaffen. Einige davon sind:

  • Gewohnte Umgebung schaffen (mit bekannter Deko, Farben, Möbeln), um Verwirrung und Desorientierung zu verringern
  • Bereitstellung von Aktivitäten und Stimulation, um die Person zu beschäftigen
  • Einführung einer täglichen Routine – diese hilft auch generell beim Tagesablauf mit Demenz
  • Räumlichen Gestaltung des Wohnraumes barrierefrei machen (Stolperfallen beseitigen)
  • Es gibt auch verschiedene Produkte und Technologien, die Demenzkranke vor dem Umherwandern bewahren und ihre Betreuer unterstützen

Solche Produkte wären:

  • Tür- und Fensteralarme, die das Pflegepersonal bzw. Angehörige warnen, wenn die Person versucht, das Haus oder die Pflegeeinrichtung zu verlassen
  • Druckempfindliche Fußmatten
  • Systeme zur Erkennung von Umherwandern, die mit Bewegungssensoren oder Kameras die Bewegungen der Person überwachen
  • Geräte die den Weg ausleuchten bei erkannter Bewegung um Stürze zu vermeiden
  • GPS-Überwachungssysteme oder Geräte zur Standortbestimmung

Es ist zwar wichtig zu verstehen, dass das Umherwandern ein häufiges und schwieriges Verhalten im Zusammenhang mit Demenz ist, aber es ist auch wichtig zu wissen, dass dieses Verhalten mit der richtigen Pflege und Betreuung reduziert oder verhindert werden kann. Dies kann eine Kombination aus Veränderungen der Umgebung und des Lebensstils sowie den Einsatz spezieller Produkte und Technologien beinhalten. Pflegekräfte und Angehörige müssen sich dieses Problems bewusst sein und die besten Möglichkeiten finden, um ihren Angehörigen zu helfen.